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1931 | Eiserne Front

Foto: Gebäude-Transparent "Gegen Hitler-Barone". Drei Pfeile, Emblem der Eisernen Front, um 1933
AdsD/FES

Die SPD wird erneut gespalten. Die "Eiserne Front" tritt der SA entgegen.

Ende März 1930 stürzt die Regierung unter Kanzler Hermann Müller. Es ist die letzte demokratisch gewählte Regierung der Weimarer Republik. Die antidemokratischen Parteien erhalten Zuwachs im Reich.Im Ringen um den Bestand des demokratischen Systems formieren sich die SAPD und die Eiserne Front.

Bei den Reichstagswahlen im September 1930 kommt die NSDAP auf 18,3 Prozent; von vormals 2,6 Prozent. Die SPD liegt bei 24,5 Prozent und die KPD bei 13,1 Prozent.

Zwischen KPD und NSDAP besteht Einigkeit in der Ablehnung des demokratischen Systems. Die KPD sieht die SPD als ihren Hauptfeind und den Faschismus als Kampforganisation des bürgerlichen Systems. Ein gemeinsames Vorgehen von SPD und KPD gegen die NSDAP ist daher unmöglich.

Die Politik des Landes bestimmen nun national- und rechtskonservative Regierungen. Sie stützen sich auf Präsidialverordnungen, die nur der Zustimmung des Reichspräsidenten bedürfen. So wird am Parlament vorbeiregiert und die Demokratie ausgehöhlt.

Die Arbeitslosenzahlen schießen in die Höhe

Der Herbst 1931. Um die Wirtschaft steht es schlecht, der "Schwarze Freitag" von 1929 wirkt nach. Die Arbeitslosenzahlen steigen von 3 Millionen 1930 auf 4,5 Millionen 1931 bis auf 5,5 Millionen 1932.

Ein Heer von Arbeitslosen. Ein Heer von Unzufriedenen. Ein Heer von Wählern, die für schlichte Parolen und Versprechungen anfällig sind.

Die Partei, die für die Weimarer Republik steht wie keine Zweite, ist die SPD. Aber die SPD hat keine schlichten Antworten parat. Und sie ist zunehmend zerstritten. Viele Mitglieder dringen auf außerparlamentarische Aktionen. Die Parteiführung dagegen verfolgt eine Strategie der Tolerierung des Präsidialkabinetts Brüning.

Ziel der SPD ist es, die demokratische Grundordnung zu bewahren, die Verfassung zu sichern und das instabile parlamentarische System zu schützen. Die Gewerkschaften weiß die Partei dabei größtenteils hinter sich. Diese Ziele sind klar, doch der Weg dorthin ist es nicht.

Die Gründung der SAPD

So erstarken innerparteiliche Kräfte, die eine Tolerierung Brünings und seines Präsidialkabinetts nicht länger hinnehmen wollen.

Auf der Reichskonferenz oppositioneller Sozialdemokrat*innen in Berlin treffen sich 88 Delegierte und gründen die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD). Zentrale Personen der Splitterpartei sind die Reichstagsabgeordneten Max Seydewitz, Kurt Rosenfeld und Heinrich Ströbel.

Ihr "Provisorisches Aktionsprogramm" befasst sich primär mit den Nachwirkungen der Weltwirtschaftskrise und fordert eine sozialistische Wirtschaftspolitik. Von der KPD distanziert sich die SAPD eindeutig und kritisiert ihre "Putschtaktik".

Der SPD wird vorgeworfen, lediglich dem Kapitalismus als Handlanger zu dienen. Ziel der SAPD es, die Arbeiterschaft zu vereinigen und gemeinsam mit den Gewerkschaften den "Entscheidungskampf um den Sozialismus" zu führen.

Republikfreunde vereinen sich zur "Eisernen Front"

Im Oktober 1931 vereinigen sich NSDAP, DNVP, der Stahlhelm und der Alldeutsche Verband zur "Harzburger Front". Um SA, SS und Stahlhelm etwas entgegen zu stellen, gründen republikfreundliche Kräfte die "Eiserne Front". 

Sie setzt sich aus Mitgliedern des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold und der "Hammerschaften", den Kampfeinheiten der Gewerkschaften, zusammen. Gemeinsam organisiert man Massenveranstaltungen und beteuert den Kampfeswillen. Otto Wels, Vorsitzender der SPD sowie der Eisernen Front, sagt es so:

"Die Parole der Eisernen Front ist: Für Volksrechte - gegen Diktatur. Damit ist ausgesprochen, dass sich in der Eisernen Front die demokratischen und sozialistischen, politischen, gewerkschaftlichen und kulturellen Organisationen für ein Kampfziel vereinigt haben, das allen gemeinsam ist: die Notwendigkeit der Erhaltung der ehernen Grundlage unserer republikanischen Verfassung: Die Staatsgewalt geht vom Volke aus!"

Großer Einsatzwillen – kleine Wirkung

An Einsatzwillen mangelt es der Organisation nicht. Auf Massenveranstaltungen beschwört man den Zusammenhalt und den Bestand der (Sozial-)Demokratie. Das Kernproblem der "Eisernen Front" ist hausgemacht: Dem Selbstverständnis nach geht das Gewaltmonopol vom Staat aus und nicht von paramilitärischen Parteiverbänden. 

Beide Organisation, Eiserne Front und SAPD, werden eigentlich gegründet, um den Kampf für Freiheit und Demokratie mit anderen Mitteln fortzuführen. Aber wie wirkungslos dieses Vorhaben ist, wird schon beim Preußenschlag 1932 deutlich.

Macht- und tatenlos wird die Entmachtung, wird der Staatsstreich in Preußen hingenommen. Mit der Absetzung der preußischen Reichsregierung Otto Brauns durch Franz von Papen fällt die letzte demokratische Bastion im Reich. Das SA-Verbot in Preußen wird aufgehoben.

Nach dem "Preußenschlag" fühlen sich braune Schlägertrupps als Herren der Straße. Und dass die Schlägertrupps der NSDAP das Gewaltmonopol des Staates nicht respektieren, ist offenkundig. Nach zahlreichen Straßenschlachten sind sie die Herren der Straße und verdrängen selbst andere rechte paramilitärische Verbände wie den Stahlhelm.

Der Preußenschlag ist illegal, die Machtübernahme Hitlers zu Beginn des Jahres 1933 ist es nicht. Nachdem er von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt wird, setzt er mit Zustimmung der "bürgerlichen" Kräfte im Reischtag, die bürgerlichen Grundrechte außer Kraft.

Terror und Unterdrückung sind die Folge. Die Eiserne Front und SAPD werden verboten, ihre Mitglieder verfolgt und verhaftet. Wie der Rest der Opposition.