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2011 | Fukushima

Foto: Atomkraftgegner halten am 26.03.2011 in Köln Plakate hoch
dpa

11. März 2011
Atomkatastrophe in Fukushima

Am Freitag, dem 11. März 2011, um 14.45 Uhr Ortszeit, bebt in Japan die Erde. Um 16 Uhr trifft ein Tsunami – eine Riesenwelle – die Küste bei Fukushima und überspült mehrere Atom-Reaktorblöcke. In Deutschland ist es 8 Uhr morgens.

15 Meter hoch ist die Welle. Sie reißt Schiffe, Häuser und Menschen mit sich. Sie überspült die 5,70 hohe Schutzmauer um das Kraftwerk Fukushima I. Die Mauer galt als extrem hoch. Vorgeschrieben war nur eine Höhe von 3,12 Meter.

Wieder einmal, wie 25 Jahre zuvor in Tschernobyl, ist eingetreten, was allen Versicherungen der Atomindustrie zufolge nie hätte eintreten dürfen, ja können: ein Super-GAU bahnt sich an. GAU steht für: Größter anzunehmender Unfall. Super-GAU für einen Unfall, der allenfalls alle paar tausend Jahre vorkommen dürfte.

Tepco: "Alles unter Kontrolle"

Die Nachricht von der Katastrophe rast um die Welt. Nur der AKW-Betreiber Tepco wiegelt ab: Alles unter Kontrolle. Um 23 Uhr Ortszeit wird bekannt: Die Kühlung der Reaktorblöcke ist ausgefallen und läuft über Batterie. Tepco behauptet, es bestehe kein Grund zur Beunruhigung.

Samstag, 12. März. Am Nachmittag kommt es weithin sichtbar zu einer Explosion in Reaktorblock I. Am Montag und Dienstag ereignen sich Explosionen in zwei weiteren Reaktorblöcken. Allmählich dämmert auch der japanischen Regierung, die bisher Tepco blind vertraute: Nichts ist unter Kontrolle.

Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel erklärt: "Wir sind am 12. März Zeugen des Endes des Atomzeitalters geworden."

Die Energiewende droht zu scheitern

Die schwarz-gelbe Bundesregierung will das zunächst nicht wahrhaben. Es ist noch kein Jahr her, dass sie die Verlängerung der Laufzeiten bestehender deutscher Atomkraftwerke durchgesetzt hat. Doch nach massiven Protesten der deutschen Bevölkerung verkündet sie jetzt ein Moratorium, dann die "Energiewende", also die Rückkehr zum bereits von der rot-grünen Bundesregierung beschlossenen und mit der Energiewirtschaft vereinbarten Atomausstieg.

Der Ausstieg soll jetzt sogar beschleunigt werden. Aber: wertvolle Zeit ist durch den vorherigen Ausstieg aus dem Ausstieg verloren gegangen. Die Bundesregierung lässt zwar Atomkraftwerke abschalten, doch es fehlt an einem schlüssigen Gesamtplan für die Umstellung auf erneuerbare Energien. Vor allem stockt der Netzausbau. Kanzlerin Merkel entlässt ihren Umweltminister Norbert Röttgen. Doch auch unter dessen Nachfolger Altmaier bleibt es beim Kompetenzwirrwarr in der Regierung.

Die SPD kündigt für den Fall ihres Wahlsiegs 2013 die Schaffung eines Energieministeriums an und die Herstellung von Planungssicherheit an. Am 11. April 2012 fasst das SPD-Präsidium einen Grundsatzbeschluss: "Die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland, vor allem aber auch die mittelständische Wirtschaft, die deutsche Industrie und auch die Energielieferanten brauchen endlich wieder sichere Rahmenbedingungen und Planungssicherheit. Die hektischen Veränderungen der Energiepolitik durch CDU/CSU und FDP und die weiter existierende Unklarheit über die Zukunft der Atomenergie schaden dem Wirtschaftsstandort Deutschland und verunsichern unsere Bevölkerung."

Thorsten Schäfer-Gümbel stellt namens der SPD Ende 2012 fest:

"Es zeigt sich deutlich, diese Bundesregierung hat keinen Plan für die Energiewende. Man muss nicht nur die Energiewende wollen, man muss sie auch können. Sowohl mit der Kürzung der Solarförderung, als auch mit der Dauerdiskussion um das Erneuerbare-Energien-Gesetz bremsen Merkel und ihr Vize die Energiewende aus. Die Bundesregierung hat es versäumt, die notwendigen Weichenstellungen vorzunehmen. Weil Schwarz-Gelb jegliche Vorstellungskraft fehlt, wie man die Energiewende sinnvoll umsetzen kann, droht das gesamte Projekt zu scheitern."

Verseuchte Böden, krebskranke Menschen

In Fukushima verseuchen die zerstörten Reaktoren Wasser, Luft und Böden. Mehr als 100 000 Menschen werden evakuiert. Die Umgebung des Kraftwerks bleibt auf Generationen unbewohnbar.  Die japanische Regierung verkündet zunächst einen Ausstieg aus der Atomkraft, doch nach Neuwahlen schwenkt die Nachfolger-Regierung wieder um. 2013 gehen Experten von 40-80 000 Krebserkrankungen in Folge des Super-GAUs von Fukushima aus.