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1873 | Geburt Otto Wels

Foto: Otto Wels (undatierte Aufnahme)
dpa

1. September 1873
Otto Wels – Mut und Verpflichtung

Als niemand mehr die erste deutsche Demokratie verteidigen will, steht Otto Wels im Reichstag auf und spricht namens der SPD die unvergesslichen Worte: "Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht."

Bald nach der Rede in der Kroll-Oper muss Wels aus Deutschland fliehen. Das Nazi-Regime entzieht ihm im Sommer 1933 die deutsche Staatsangehörigkeit. 

In Prag baut Wels mit anderen Exilantinnen und Exilanten die SOPADE auf, die Exilorganistaion der SPD. Nach dem Münchener Abkommen muss Wels auch Prag verlassen.

Aufgewachsen ist er im Berliner Arbeitermilieu. Otto Wels macht eine Ausbildung zum Tapezierer und tritt mit 18 Jahren der SPD bei – sobald diese nach Ablauf der Sozialistengesetze wieder zugelassen ist. In der SPD-Parteischule lernt er zu diskutieren und Reden zu halten.

August Bebel erkennt Wels‘ Talent und Charakterfestigkeit

1906, Otto Wels ist 33 Jahre alt, beginnt seine politische Karriere. Zunächst arbeitet er für den Verband der Tapezierer, seit 1907 als SPD-Parteisekretär in Brandenburg und für die Parteizeitung "vorwärts".

August Bebel wird auf ihn aufmerksam. Er holt ihn in den SPD-Parteivorstand. 1912 kandidiert Otto Wels mit Erfolg für den Reichstag. Am 9. November 1918 ruft der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann die Republik aus.

Otto Wels wird am Tag darauf vom Berliner Arbeiter- und Soldatenrat zum Stadtkommandanten der Hauptstadt bestimmt. In dieser Eigenschaft verteidigt er die frisch geborene Republik entschieden gegen Spartakisten und revolutionäre Matrosen. Als Mitglied der Nationalversammlung wirkt Otto Wels an der Gestaltung der Weimarer Verfassung mit.

Im Kampf für die Republik

1919 wird er zum Vorsitzenden der SPD gewählt. Seit 1919 bis zum Ende der Republik gehört er dem Reichstag an. Gemeinsam mit dem Gewerkschaftsführer Carl Legien organisiert er den Generalstreik, der den Kapp-Putsch beendet, den ersten Versuch rechtsradikaler Kräfte, die Republik gleich wieder abzuschaffen.

Als die NSDAP zur Massenpartei wird und die KPD die SPD zu ihrem "Hauptgegner" erklärt, versucht Wels, überzeugte Demokratinnen und Demokraten zum Kampf für die Republik zusammenzuführen.

Er gehört zu den Gründern des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold und der Eisernen Front.

Als nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler und dem relativen Wahlsieg der NSDAP vom 5. März 1933 die sogenannten bürgerlichen und liberalen Parteien vor Hitler auf die Knie sinken, tut Otto Wels das einzige, was aufrechten Demokratinnen und Demokraten jetzt noch möglich ist: Er sagt Nein zu Hitler und ruft zum Widerstand auf.

Otto Wels erlebt den Zusammenbruch des Hitler-Regimes nicht mehr. Er  stirbt am 16. September 1939, einen Tag nach seinem 66. Geburtstag. Es dauert noch Jahrzehnte, bis sich auch "Bürgerliche" und "Liberale" stolz auf Otto Wels berufen werden, den Tapezierer aus Berlin.