Angesichts der anhaltend angespannten Corona-Lage hat sich Gesundheitsminister Karl Lauterbach erneut für eine Impfpflicht ausgesprochen. Diese sei notwendig, um Corona zu bekämpfen und im Herbst nicht erneut über Lockdown-Maßnahmen nachdenken zu müssen.
„Eine Impfpflicht ist unbedingt notwendig, wenn wir dieses Problem ein für alle Mal erledigt wissen wollen im Herbst“, sagte Lauterbach am Mittwochabend bei „Markus Lanz“ im ZDF. Die Mehrheit in Deutschland habe in den letzten beiden Jahren viele Opfer gebracht, um die Ungeimpften zu schützen sich an die Regeln gehalten und impfen lassen. „Jetzt ist der Zeitpunkt da, wo auch die Ungeimpften einmal ihren Beitrag leisten müssen“, betonte der Gesundheitsminister. „Und das ist aus meiner Sicht die Impfpflicht und sie sollte aus meiner Sicht so schnell wie möglich beschlossen werden, so dass sie im Herbst voll wirken kann.“
Und weiter: „Ich will einfach, dass wir im Herbst so weit sind, dass wir dann sagen können, wir gewinnen unser normales Leben zurück. Wenn man das will, dann muss die Impfpflicht früh kommen, damit die Impfungen abschließend wirken können bis Ende Sommer, sodass im Herbst die Wirkung voll da ist.“
Hunderttausende Neuinfektionen pro Tag
Lauterbach rechnet bis Mitte Februar mit mehreren Hunderttausend Corona-Neuinfektionen am Tag. Es sei mit Blick auf realistische Szenarien davon auszugehen, „dass die Welle Mitte Februar ungefähr ihren Höhepunkt haben wird und dass wir dann mehrere Hunderttausend Fälle pro Tag erwarten müssen“. Es sei nicht gesagt, dass es zu den Szenarien komme, aber „die haben die größte Wahrscheinlichkeit“.
Dabei gebe es Länder, die solche Zahlen auch mit Blick auf die Intensivstationen verkraften könnten, in Deutschland sei die Lage jedoch eine andere. „Da wir in Deutschland eine hohe Zahl von Ungeimpften bei den Älteren haben, kann es bei uns ganz anders ausgehen als beispielsweise in Italien, Frankreich oder England“, sagte Lauterbach. In England liege etwa die Zahl der Ungeimpften in der Gruppe der über 50-Jährigen bei ein bis zwei Prozent. „Das sind Werte, an die wir nicht herankommen.“
Lauterbach sagte zur aktuell recht niedrigen Hospitalisierungsrate, dies sei eine „irrelevante Momentaufnahme“, da die Welle, die aktuell in England und Frankreich laufe, in Deutschland erst noch komme. „Die richtige Belastung auf den Intensivstationen würde ich Mitte, Ende Februar erwarten, das ist noch ein Monat hin und dann hoffe ich, dass es dann noch gut aussieht“, sagte Lauterbach. „Das wird die Belastungsprobe sein, nicht das, was wir jetzt sehen.“