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Foto: Olaf Scholz bei der Neujahrsansprache für das Jahr 2022
dpa

Kanzler Olaf Scholz: „Wir müssen schneller sein als das Virus“

31.12.2021 | Neujahrsansprache von Kanzler Scholz

„Bleiben wir zusammen“

In seiner Neujahrsansprache hat Bundeskanzler Olaf Scholz die Gesellschaft zum Zusammenhalt im Kampf gegen die andauernde Corona-Pandemie und beim Aufbruch in ein neues Jahrzehnt aufgerufen. Beim Impfen komme es jetzt auf Tempo an.

Kanzler Olaf Scholz appellierte an die Bürgerinnen und Bürger, angesichts der sich rasant ausbreitenden hochansteckenden Omikron-Variante des Virus alle Impfangebote zu nutzen. Zugleich warb er um Verständnis für die nach Weihnachten in Kraft getretenen neuen Beschränkungen, zum Beispiel für private Kontakte. Gemeinsames Handeln sei auch erforderlich, wenn Deutschland seine Klimaziele erreichen und in nicht einmal 25 Jahren unabhängig von Kohle, Öl und Gas werden wolle.

„Das Jahr 2021 hat uns alle sehr gefordert“, sagte Kanzler Scholz im Rückblick. Die Corona-Pandemie mit ihren Belastungen und tiefgreifenden Einschränkungen „steckt uns allen in den Knochen“. Und auch das verheerende Hochwasser in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Rheinland-Pfalz werde niemand so schnell vergessen. „So schlimm beides gewesen ist - unsere Reaktion darauf enthält auch eine durch und durch erfreuliche Botschaft: Als Gesellschaft haben wir in Deutschland diese Herausforderungen entschlossen angenommen.“

„Unser Land steht zusammen“

Manche beklagten in diesen Tagen mit Blick auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie eine Spaltung der Gesellschaft. „Ich möchte hier mit aller Deutlichkeit sagen: Das Gegenteil ist richtig! Unser Land steht zusammen. Was ich überall wahrnehme, das ist eine riesige Solidarität, das ist überwältigende Hilfsbereitschaft, das ist ein neues Zusammenrücken und Unterhaken.“ Der Kanzler dankte allen, die sich täglich für Gemeinwohl, Gesundheit und Sicherheit einsetzen - egal ob in Krankenhäusern, Pflegestationen, Arztpraxen oder Impfzentren, in Polizeirevieren und bei der Bundeswehr. „Ich danke Ihnen für das, was Sie für unser Land, für uns alle leisten!“ Er dankte auch jenen Bürgerinnen und Bürgern, die sich bemühten, sich an die geltenden Regeln zu halten.

„Lassen Sie sich impfen!“

Mit Blick auf die neuen Beschränkungen betonte Olaf Scholz, das Virus übertrage sich in der neuen hochansteckenden Omikron-Variante noch leichter. „Bitte nehmen Sie diese Beschränkungen sehr ernst. Zu Ihrem Schutz, zum Schutz Ihrer Familien. Zum Schutz von uns allen.“ Wer sich noch nicht habe impfen lassen, solle dies jetzt nachholen, wer bereits geimpft sei, solle sich rasch boostern lassen. „Jetzt kommt es auf Tempo an. Wir müssen schneller sein als das Virus!“, sagte Scholz. „Tun wir miteinander alles - aber auch wirklich alles - dafür, dass wir Corona im neuen Jahr endlich besiegen können.“

„Einander zuhören“

Kritiker der staatlichen Maßnahmen zum Schutz vor Corona, die sich in den vergangenen Wochen zum Teil stark radikalisiert haben, rief der Kanzler zu einem respektvollen Miteinander auf. Natürlich gebe es gerade zum Thema Corona unterschiedliche Meinungen und Einschätzungen. „Das ist oft anstrengend. Aber eine starke Gemeinschaft hält Widersprüche aus - wenn wir einander zuhören. Und wenn wir Respekt voreinander haben.“

Ein Jahrzehnt des Aufbruchs

Corona in den Griff zu bekommen sei eine große Aufgabe im neuen Jahr. Die andere große Aufgabe sei es, den Grundstein dafür zu legen, dass Deutschland weiter gut vorankomme, sagte Olaf Scholz. „Die 20er Jahre werden zu einem Jahrzehnt des Aufbruchs.“ Die Bundesregierung wolle den größten Umbau der deutschen Wirtschaft seit mehr als 100 Jahren voranbringen. In nicht einmal 25 Jahren solle Deutschland klimaneutral sein. „Wir werden uns in diesem Zeitraum unabhängig machen von Kohle, Öl und Gas. Und gleichzeitig mindestens doppelt so viel Strom als heute aus Wind, Sonne und anderen erneuerbaren Energien erzeugen. Eine gigantische Aufgabe!“

Der Kanzler ist sich sicher: „Wir werden die großen Veränderungen unserer Zeit gemeinsam und miteinander meistern können. Wenn wir als Gemeinschaft zusammenhalten. Respekt, Anerkennung und gute Lebenschancen für alle sind die Voraussetzungen dafür.“

Fortschritt für eine bessere Welt

Als modernes Industrieland werde Deutschland seine Klimaziele erreichen. „Und unsere Technologien gehören weiter zur Weltspitze.“ Deutschland habe alles, was es dafür brauche: gut ausgebildete Facharbeiterinnen und Facharbeiter, kluge Ingenieurinnen und Ingenieure, aktive Handwerksbetriebe und Unternehmen.

Fortschritt für eine bessere Welt könne kein Land allein erreichen, sagte Kanzler Scholz. Das gelinge nur, wenn die internationale Gemeinschaft zusammen daran arbeitet. Deutschland wolle seine nun beginnende Präsidentschaft in der Gruppe der G7-Staaten nutzen, damit dieser Staaten-Kreis zum Vorreiter werde. „Zum Vorreiter für klimaneutrales Wirtschaften und eine gerechte Welt.“ Der G7 gehören Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und die USA an. Außerdem ist die Europäische Union bei allen Treffen vertreten.

„Bleiben wir zusammen“

Deutschland stehe am Beginn eines neuen Jahrzehnts, so der Kanzler. „Wir brechen auf in eine neue Zeit. Eine Zeit, die gut wird, wenn wir sie aktiv gestalten. Denn es macht einen Unterschied, dass wir unser Schicksal entschlossen selbst in die Hand nehmen! Für das Neue Jahr wünsche ich Ihnen alles Gute. Vor allem Gesundheit. Mein großer Wunsch für 2022: Bleiben wir zusammen!“

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