arrow-left arrow-right nav-arrow Login close contrast download easy-language Facebook Instagram Telegram logo-spe-klein Mail Menue Minus Plus print Search Sound target-blank X YouTube
Inhaltsbereich

Aktuelles

Foto: Johannes Rau
dpa
14.01.2021 | Zum 90. Geburtstag von Johannes Rau

Der Versöhner

Am 16. Januar 2021 wäre Johannes Rau 90 Jahre alt geworden. „‚Versöhnen statt spalten‘ – das war sein Verständnis von den Aufgaben der Politik“, erinnert der SPD-Vorsitzende Norbert Walter-Borjans an den ehemaligen Bundespräsidenten, der über Jahrzehnte als Ministerpräsident, Minister und auch als Oberbürgermeister das Land bewegte. „In unserer Zeit bekommt diese Aussage ein ganz neues Gewicht“, sagt SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz.

Auch wenn Johannes Rau an seinem 90. Geburtstag nicht selbst seine Stimme erheben könne, „die Botschaft dieses großen Sozialdemokraten ist für uns präsenter denn je“, betonen die SPD-Vorsitzenden Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans. Sein Credo „Versöhnen statt Spalten“ sei „ein ur-sozialdemokratisches, hochaktuelles Leitmotiv für unsere politische Arbeit und auch für unseren Kampf gegen eine weltumspannende Pandemie“.

Unsere Zukunft liegt im Zusammenhalt

Jeden Tag sehe man, wie viel Solidarität und Gemeinsinn die Menschen zeigen, wenn sie sich in ihren sozialen Kontakten, in Arbeit und Freizeit einschränken damit sich und andere vor Infektionen beschützen. Menschen, die auf Pflegestationen für die BewohnerInnen und in Lebensmittelläden für ihre Kunden da sind und ihre Familien allen Widrigkeiten zum Trotz zusammenhalten. „Sie alle verdienen unseren großen Respekt. Wir sehen auch, dass Corona die sozialen Gräben noch tiefer zieht. Unsere Zukunft liegt im Zusammenhalt und der Verantwortung für das Ganze - hier und jetzt, weltweit und für die Generationen nach uns“, so die beiden SPD-Vorsitzenden.

Zusammenstehen müsse man auch beim Kampf gegen die Versuche von Rechtsextremen, die Gesellschaft zu spalten und die Basis für eine Gemeinschaft der Staaten zu zerstören. Sie gefährdeten Demokratie und friedliches Zusammenleben - nicht nur in den USA, sondern auch bei uns vor der Haustür. „Wir Sozialdemokraten treten seit 156 Jahren Rechtsextremismus und Rassismus entschlossen entgegen. Mit dem Gedenken an Johannes Rau bekräftigen wir unser Bekenntnis zu dieser großen Aufgabe“, sagen Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans.

Der zweite Sozialdemokrat im Amt des Bundespräsidenten

Johannes Rau (1931 bis 2006) war der zweite Sozialdemokrat im Amt des Bundespräsidenten. Für ihn krönte das Amt seinen sich über mehr als 40 Jahre spannenden, verdienstreichen politischen Werdegang. Johannes Rau wirkte in vielen öffentlichen Ämtern: er war Oberbürgermeister in Wuppertal, Landesvorsitzender der SPD und langjähriger Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, er war jahrzehntelang Mitglied des Präsidiums der SPD, die er in schwierigen Zeiten 1993 auch einmal kommissarisch führte.

„Johannes Rau orientierte sich in seiner politischen Arbeit am Alltag der Menschen, an ihren Sorgen und Hoffnungen, aber nicht, indem er Feindbilder schuf, sondern indem er den Ausgleich suchte“, so Norbert Walter-Borjans.

Politischer Bundespräsident

Johannes Rau wollte als Präsident mehr sein als ein Mahner. Er wollte ein politischer Bundespräsident werden, und er wollte ein Präsident der Bürger sein. Schon 1994 war Rau erstmals Kandidat der SPD für das Amt; am 23. Mai 1999 wählte ihn die Bundesversammlung schließlich zum Bundespräsidenten.

Johannes Rau hat Einfluss genommen. Er griff in seinen Reden und seinem Handeln gesellschaftlich drängende Themen wie den sozialen Zusammenhalt, die Zuwanderung, die Bio- und Gentechnik oder die Globalisierung auf. Er stellte sich nicht außerhalb der Politik, sondern warb für Vertrauen in Deutschland und seine politischen Institutionen. Gleichzeitig forderte er in deutlicher Weise von Politikern und Unternehmern in Deutschland mehr Ehrlichkeit und Verantwortungsbewusstsein.

Johannes Rau genoss Vertrauen, nicht nur in Deutschland. Unvergessen geblieben ist seine Versöhnungsgeste, die ihm mit seiner Rede vor dem israelischen Parlament gelang. Am 16. Februar 2000 bat er in der Knesset um Vergebung für die von den Nazis begangenen Gräueltaten. Seine letzte Reise als Präsident führte ihn im April 2004 zu einem anderen schwierigen Partner Deutschlands, nach Polen.

Den Ausgleich suchend

Zeit seines Lebens war Johannes Rau ein Versöhner. Als Bundespräsident überzeugte Rau selbst seine schärfsten Kritiker mit einer ausgewogenen Amtsführung. Seinem aus einem gefestigten Glauben gewachsenen Motto „Versöhnen statt spalten“ blieb er auch in dieser Position treu. Johannes Rau war stets auf gesellschaftlichen Zusammenhalt bedacht. Das machte ihn zu einem Politiker, der mehr als nur den Respekt der Menschen genoss. Johannes Rau war beliebt, und er war eine moralische Instanz. Auch als Bundespräsident blieb für ihn soziale Gerechtigkeit das zentrale Motiv seiner Politik.

Der Bundespräsident hat keine politische Macht. Er muss die Kraft der Sprache und das Vertrauen der Bürger und Bürgerinnen nutzen. Das verstand Johannes Rau so gut wie kaum ein zweiter. Er war Bundespräsident, Staatsmann, und ein liebenswürdiger Mensch.