Nachdem Du in den 1950er Jahren als Assessor im Bayerischen Staatsministerium der Justiz und auch später in der Staatskanzlei als Leiter des Rechtsreferates in München beschäftigt warst, wurdest Du 1960 bereits im Alter von 34 mit einem sehr guten Ergebnis zum Münchner Oberbürgermeister gewählt. Einen so eindeutigen Wahlsieg gegen den „Ochsensepp“ Josef Müller zu erringen, war eine Sensation. Die folgenden 12 Jahre lang hast Du vom Rathaus aus die Stadt geprägt. Neben vielen anderen Projekten und Ereignissen waren die Bewerbung und die Vergabe der Olympischen Spiele von 1972 ein historischer Höhepunkt Deiner Amtszeit. Nach einem schon sprichwörtlichen „Vergabekrimi“ galt es, zum einen die Stadt auf diese Aufgabe vorzubereiten. Von dem von Dir verantworteten Ausbau der Infrastruktur profitiert die Stadt bis heute.
Zum anderen hatten die Spiele im Nachkriegsdeutschland und mit den Erinnerungen an 1936 eine enorme Symbolkraft, die es für München und Deutschland zu nutzen galt. Auch dieser Verantwortung bist Du gerecht geworden. Dass die Spiele jäh überschattet wurden von dem Anschlag auf die israelische Mannschaft, war ein schwerer Schlag. Hier hast Du das Möglichste getan, Dich als Austauschgeisel angeboten und bist schließlich – nachdem alle Bemühungen vergeblich waren – nach Israel zur Trauerzeremonie gereist.
Willy Brandt ist es zu verdanken, dass Du 1971 nach parteiinternem Streit die Flinte nicht ins Korn geworfen, sondern vielmehr die bundespolitische Bühne betreten hast. Als Bayerischer Landesvorsitzender und Spitzenkandidat wurdest Du Bundesminister für Bauwesen und Städtebau und hast wichtige Themen wie die Bodenrechtsreform, den Ausbau der Städtebauförderung und eine Verstärkung des sozialen Wohnungsbaus angegangen.
Mit dem Amt als Justizminister in der Regierung von Helmut Schmidt hast Du als versierter Rechtswissenschaftler und Verwaltungsexperte wohl eine Position bekleidet, die wie für Dich prädestiniert war. Vielleicht verdeckt in der Rückschau der „Deutsche Herbst“ einige der Erfolge und Deine wichtigen Debatten als Justizminister. Hierzu gehören die Novellierung des § 218, eine Strafrechtsreform, die Einführung eines neuen Ehe-, Scheidungs- und Familienrechts und die Debatte über die Verjährung von Mord und Völkermord. Aber tatsächlich stellte der RAF-Terror eine harte Bewährungsprobe für den demokratischen Rechtsstaat dar und war die bestimmende Herausforderung dieser Zeit. Es galt, den Staat nicht erpressbar zu machen, den Rechtsstaat zu schützen und trotzdem den Terror zu bekämpfen. Diese Gratwanderung hast Du an der Seite von Helmut Schmidt mit Pflichtbewusstsein, Charakterstärke und fachlicher Exzellenz gemeistert.
Und Du warst zur Stelle, wann immer Dich die Partei gebraucht hat. Als Anfang der 1980er Jahre die Berliner SPD zerstritten und ohne starke Führung dastand, hast Du die Partei wieder zusammengeführt und stabilisiert und auch die Verantwortung als Regierender Bürgermeister von Berlin übernommen. Dieses mutige Handeln aus Verantwortung rankt sich durch Deinen ganzen Lebenslauf. Aber Deine Berliner Zeit und die Übernahme der Kanzlerkandidatur 1983 sind dafür sehr eindrückliche Beispiele. Niemand sonst hat sich damals getraut gegen Helmut Kohl anzutreten. Und auch wenn die Wahl nicht gewonnen werden konnte, so war es doch von unschätzbarem Wert, dass Du Dein politisches Gewicht eingesetzt und in der Situation des Machtverlustes die schwere Aufgabe des Fraktionsvorsitzes angetreten hast, um Fraktion und Partei programmatisch und perspektivisch aufzustellen.