Wir brauchen einen Mentalitätswechsel in der Grundsicherung. Wir müssen weg von einem Staat, der seinen Bürgerinnen und Bürgern misstraut, hin zu einem sorgenden Sozialstaat, der gegen Risiken absichert und Chancen schafft. Ein Namensbeitrag von SPD-Chefin Andrea Nahles.
Deutschland ist ein reiches Land. Seit 10 Jahren wächst die Wirtschaft, wir haben Rekordbeschäftigung und die öffentlichen Haushalte sind stabil und solide finanziert. Unsere Arbeitsvermittlung gehört zu den modernsten der Welt und der Sozialstaat ist gut ausgebaut. Diese Erfolgsgeschichte trägt die Handschrift der SPD. Es gibt aber auch eine andere Realität: Obwohl wir jedes Jahr ca. 1 Billionen Euro für soziale Sicherung ausgeben - ca. 1/3 des Bruttoinlandsprodukts - spüren viele Menschen den Sozialstaat nicht an ihrer Seite. Stattdessen erfahren viele Menschen das Risiko von Armut und sozialer Ausgrenzung. Obwohl wir 200 Mrd. Euro jährlich für Kinder-Familien- und Eheleistungen aufwenden, sind 2 Millionen Kinder und Jugendliche auf Grundsicherung angewiesen. Obwohl wir über 350 Mrd. Euro für die Alterssicherung aufwenden, reicht eine volle Stelle auf Mindestlohnniveau derzeit nicht aus, um einen Rentenanspruch oberhalb der Sozialhilfe zu erwerben. Und obwohl wir so viel Geld für die soziale Sicherung ausgeben, empfinden viele Menschen den Sozialstaat nicht als Unterstützung, sondern als Hindernislauf. Viele haben Schwierigkeiten, ihre Leistungsansprüche zu erkennen und geltend zu machen. Soziale Rechte werden oft nicht mehr als Fortschritt wahrgenommen, weil die Inanspruchnahme durch unverständliche Bescheide, unklare Zuständigkeiten und fehlende Ansprechpartner verstellt wird. Die Erfahrung von Hilfebedürftigen im Hartz IV System ist geprägt von einer anonymen Bürokratie und der permanenten Drohung mit Sanktionen. Es sind oft gar nicht die Leistungen selbst, die für Verdruss sorgen, sondern die erfahrenen Demütigungen und Stigmatisierungen. Wenn das Vertrauen in den Sozialstaat verloren geht, ist das eine große Gefahr für die Demokratie. Es ist daher einmal mehr an der Zeit, unseren über Jahrzehnte gewachsenen Sozialstaat entlang der aktuellen Erfordernisse sozialer Sicherung neu auszurichten. Wir müssen diese Reform aus der Perspektive derer machen, die den Sozialstaat brauchen, nicht aus der Perspektive derer, die ihn missbrauchen. Dies geht nicht durch viele kleine Reformen, sondern nur im Rahmen einer großen und zusammenhängenden Sozialstaatsreform. Im Mittelpunkt müssen die Bürgerinnen und Bürger stehen – ihre Rechte und ihre Bedürfnisse. Es ist ein Sozialstaat der Bürgerinnen und Bürger für die Bürgerinnen und Bürger.Ein wesentlicher Teil einer großen Sozialstaatsreform ist die Reform des Hartz IV Systems. Folgende Gedanken sollten uns bei der Neukonzeption der Grundsicherung leiten: Wir müssen verhindern, dass überhaupt so viele Menschen wie heute auf Grundsicherung angewiesen sind. Arbeitnehmer mit geringen Einkommen müssen mehr netto in der Tasche haben um den Abstand zur Grundsicherung zu vergrößern. Dazu beitragen können Zuschüsse zu den Sozialversicherungsbeiträgen der Arbeitnehmer, Steuergutschriften für Erwerbstätige und ein weiter steigender Mindestlohn.
Deutschland ist ein reiches Land. Seit 10 Jahren wächst die Wirtschaft, wir haben Rekordbeschäftigung und die öffentlichen Haushalte sind stabil und solide finanziert. Unsere Arbeitsvermittlung gehört zu den modernsten der Welt und der Sozialstaat ist gut ausgebaut. Diese Erfolgsgeschichte trägt die Handschrift der SPD. Es gibt aber auch eine andere Realität: Obwohl wir jedes Jahr ca. 1 Billionen Euro für soziale Sicherung ausgeben - ca. 1/3 des Bruttoinlandsprodukts - spüren viele Menschen den Sozialstaat nicht an ihrer Seite. Stattdessen erfahren viele Menschen das Risiko von Armut und sozialer Ausgrenzung. Obwohl wir 200 Mrd. Euro jährlich für Kinder-Familien- und Eheleistungen aufwenden, sind 2 Millionen Kinder und Jugendliche auf Grundsicherung angewiesen. Obwohl wir über 350 Mrd. Euro für die Alterssicherung aufwenden, reicht eine volle Stelle auf Mindestlohnniveau derzeit nicht aus, um einen Rentenanspruch oberhalb der Sozialhilfe zu erwerben. Und obwohl wir so viel Geld für die soziale Sicherung ausgeben, empfinden viele Menschen den Sozialstaat nicht als Unterstützung, sondern als Hindernislauf. Viele haben Schwierigkeiten, ihre Leistungsansprüche zu erkennen und geltend zu machen. Soziale Rechte werden oft nicht mehr als Fortschritt wahrgenommen, weil die Inanspruchnahme durch unverständliche Bescheide, unklare Zuständigkeiten und fehlende Ansprechpartner verstellt wird. Die Erfahrung von Hilfebedürftigen im Hartz IV System ist geprägt von einer anonymen Bürokratie und der permanenten Drohung mit Sanktionen. Es sind oft gar nicht die Leistungen selbst, die für Verdruss sorgen, sondern die erfahrenen Demütigungen und Stigmatisierungen. Wenn das Vertrauen in den Sozialstaat verloren geht, ist das eine große Gefahr für die Demokratie. Es ist daher einmal mehr an der Zeit, unseren über Jahrzehnte gewachsenen Sozialstaat entlang der aktuellen Erfordernisse sozialer Sicherung neu auszurichten. Wir müssen diese Reform aus der Perspektive derer machen, die den Sozialstaat brauchen, nicht aus der Perspektive derer, die ihn missbrauchen. Dies geht nicht durch viele kleine Reformen, sondern nur im Rahmen einer großen und zusammenhängenden Sozialstaatsreform. Im Mittelpunkt müssen die Bürgerinnen und Bürger stehen – ihre Rechte und ihre Bedürfnisse. Es ist ein Sozialstaat der Bürgerinnen und Bürger für die Bürgerinnen und Bürger.Ein wesentlicher Teil einer großen Sozialstaatsreform ist die Reform des Hartz IV Systems. Folgende Gedanken sollten uns bei der Neukonzeption der Grundsicherung leiten: Wir müssen verhindern, dass überhaupt so viele Menschen wie heute auf Grundsicherung angewiesen sind. Arbeitnehmer mit geringen Einkommen müssen mehr netto in der Tasche haben um den Abstand zur Grundsicherung zu vergrößern. Dazu beitragen können Zuschüsse zu den Sozialversicherungsbeiträgen der Arbeitnehmer, Steuergutschriften für Erwerbstätige und ein weiter steigender Mindestlohn.
