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dpa

Schlicht und ergreifend: Staatsakt für Helmut Schmidt in Hamburg.

23.11.2015 | Abschied von Helmut Schmidt

„Wir haben einen Giganten verloren“

Mit einem tief bewegenden Gottesdienst und Staatsakt im Hamburger Michel haben die Spitzen von Staat und Gesellschaft sowie langjährige Weggefährten und seine Familie Abschied von Altkanzler Helmut Schmidt genommen. „Wir haben einen Giganten verloren. Politisch. Menschlich“, würdigte Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz den großen Sozialdemokraten.

Wohl selten in Deutschland seien einem Politiker so viel Respekt und Vertrauen entgegengebracht worden, sagte Scholz in seiner Trauerrede. Selten habe jemand in solch gelassener Selbstverständlichkeit die öffentlichen Belange, die res publica, verkörpert wie er: ein Staatsmann im eigentlichen Sinn des Wortes.   

„Er ist von uns gegangen, aber vieles von ihm bleibt bei uns“, sagte Hamburgs Erster Bürgermeister über den am 10. November im Alter von 96 Jahren gestorbenen Altkanzler.

„Wir haben vieles von ihm gelernt, das bleibt.“

Olaf Scholz erinnerte an das außergewöhnliche Leben Helmut Schmidts. Gemeinsam mit ihm habe man erlebt, „wie aus lebensklugem politischem Pragmatismus scheinbar unbegrenzte moralische Autorität erwachsen kann. Gegründet auf dieses Fundament hinterlässt er uns ein Erbe, das wir annehmen wollen. Wir haben vieles von ihm gelernt. Das bleibt.“

Schmidt habe vorgelebt, wie anständige und vernünftige Politik aussieht. Seine Geradlinigkeit habe Vertrauen erzeugt und ihn zum Vorbild für viele gemacht.

Hamburgs Regierungschef erinnerte an Schmidts Krisenmanagement während der Hamburger Sturmflut 1962 und zu Zeiten des RAF-Terrors fünfzehn Jahre später. Auch sei Schmidt ein großer Europäer gewesen. Von ihm habe man gelernt, dass Deutschland seine Rolle in der Welt nur als Teil Europas finden werde. „Nur so ließe sich verhindern, dass sich – und ich sage es auch in dieser Härte mit den Worten Helmut Schmidts – die ‚große Scheiße des Krieges’ wiederhole.“

Seiner SPD habe er auf dem Parteitag im Jahr 2011 aufgegeben, dass sie sich um das in der Menschheitsgeschichte einzigartige Projekt der Europäischen Union kümmern müsse.

Kissinger: Helmut war ein Weltgewissen

Mit sehr persönlichen Worten nahm Schmidts langjähriger Weggefährte Ex-US-Außenminister Henry Kissinger Abschied. „Unsere lange Freundschaft ist ein Pfeiler in meinem Leben.“ Es falle ihm schwer, das Wesen dieser tiefen Freundschaft zu erklären. Beide hätten sechs Jahrzehnte Gedanken ausgetauscht. „Helmut war eine Art Weltgewissen.“

Merkel: Helmut Schmidt wird uns fehlen

„Uns alle bewegt sein Tod“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Trauerrede. Schmidt sei „eine Instanz“ gewesen. Er reiße eine politische und publizistische Lücke. „Ich verneige mich vor einer herausragenden Persönlichkeit. Lieber Helmut Schmidt, Sie werden uns fehlen.“

Zu den 1800 Gästen in Hamburgs Hauptkirche Sankt Michaelis, dem „Michel“, gehörten unter anderem auch Bundespräsident Joachim Gauck, Bundestagspräsident Norbert Lammert, Frankreichs Ex-Präsident Valérie Giscard d’Estaing sowie die gesamte SPD-Parteispitze. Auch die früheren Bundespräsidenten Roman Herzog, Horst Köhler und Christian Wulff erwiesen Schmidt die letzte Ehre.