Antje Draheim und Harald Baumann-Hasske, würdigen den Verfassungsjuristen: " Ein grosser Rechtspolitiker ist gegangen, sein Engagement und sein unermüdlicher Einsatz sind uns ein Vorbild. "Rechtspolitik ist Gesellschaftspolitik“ - diese Richtschnur von Klaus Hahnzog ist prägend für die ASJ und ist Abbild seiner Haltung zur sozialdemokratischen Rechtspolitik.
Sein Streiten für starke Freiheitsrechte, unveräußerliche Menschenrechte, eine friedensorientierte Außenpolitik, ein menschenwürdiges Asyl- und Zuwanderungsrecht, eine gelebte und breite Bürgerbeteiligung - für eine Verfassung, die aktiv für die Menschen da ist, sind beispielhaft."
Klaus Hahnzog, 1936 geboren, erlebte die Kriegsjahre mit und war sehr von diesen frühen Erfahrungen geprägt: Bombenangriffe, Flucht, Hunger und Vertreibung. Sein ganzes Leben lang setzte er sich daher für Frieden und Verständigung ein.
Er studierte Rechtswissenschaften in Frankfurt am Main, Berlin und München und legte 1964 das zweite Staatsexamen ab, promovierte und war als Gerichtsassessor im Bayerischen Justizministerium, als Staatsanwalt sowie von 1968 bis 1971 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bundesverfassungsgericht und als Amtsrichter tätig. 1973 bis 1982 war er Kreisverwaltungsreferent in München, 1982 wurde er in den Münchener Stadtrat und dann zum Dritten Bürgermeister für die Bereiche Soziales, Umwelt, Kultur, Ausländer und Sport gewählt. 1978-1990 und 2003-2018 war Klaus nichtberufsrichterliches Mitglied des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs.
Seit 1990 war er Landtagsabgeordneter in Bayern, 2003 schied er aus dem Landtag aus. Er war die gesamte Zeit über Mitglied des Ausschusses für Verfassungs-, Rechts und Kommunalfragen (bzw. Ausschuss für Verfassungs-, Rechts- und Parlamentsfragen), dessen Vorsitzender er von 1994-2003 war. Für sein herausragendes Engagement wurde ihm 2006 die Bayerische Verfassungsmedaille in Gold verliehen. Seit 1990 war er zudem als Rechtsanwalt zugelassen und übte diese Tätigkeit bis fast zuletzt auch aus.
Klaus Hahnzog war von 1991 bis 2004 Bundesvorsitzender der ASJ.
Seine Themen waren immer die Themen der Verfassung: die Wahrung und Achtung der Grundrechte, die Gestaltung der deutschen Einheit nach der friedlichen Revolution und die Perspektiven der Europäischen Union, der Föderalismus und die Gewaltenteilung. Besonders wichtig war ihm sein Einsatz für mehr direkte Demokratie, für eine breite demokratische Teilhabe. Klaus Hahnzog hat nicht nur das Antragsrecht der Referenten in der Stadt München durchgesetzt, sondern auch die Aufwertung der Bezirksausschüsse und es ist nicht zuletzt sein Verdienst, dass es heute Instrumente der Bürgerbeteiligung auf kommunaler Ebene und die Verankerung von Bürgerbegehren und Bürgerentscheid in der Bayerischen Verfassung gibt. Auch die beiden großen Reformen der Bayerischen Verfassung in den 90er Jahren und der erste Entwurf eines Bayerischen Integrationsgesetzes sind ihm zu verdanken. Klaus Hahnzog engagierte sich für einen transparent handelnden Verfassungsschutz genauso wie für ein Versammlungsrecht, das das Sich-Versammeln ermöglicht und eben nicht nur einschränkt. Das Grundgesetz war für ihn ein Musterbeispiel einer Verfassung: die Gewährleistung größtmöglicher Freiheit, eine klare Sprache und breite Akzeptanz.
Die ASJ trauert um einen großen Rechts- und Verfassungspolitiker. "Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren." so Draheim und Baumann-Hasske, "Sein Interesse galt immer den Menschen und ihren Grundrechten und Grundfreiheiten. Klaus Hahnzog wird der ASJ sehr fehlen. Unser tiefes Beileid gilt seinen Kindern und Angehörigen."