Inhaltsbereich
Aktuelles

Ágnes Heller: Trägerin des Internationalen Willy-Brandt-Preises 2015 (Foto:dpa)
Ágnes Heller: Eine furchtlose Kämpferin
Ágnes Heller im Interview
Den Überzeugungen treu geblieben
Heute lebt die selbst ernannte „ungarische Patriotin mit vier Identitäten“ (Ungarin, Jüdin, Frau, Philosophin) wieder in Budapest. Ihr Leben lang war sie eine Außenseiterin. Ein Zustand, der sie aber keineswegs unglücklich macht. Im Gegenteil: „Ich ziehe Energie und Glück daraus. Es ist mein Charakter, meine Natur.“ Furchtlos ist sie zeitlebens unter wechselnden Regimen ihren eigenen Überzeugungen gefolgt. Noch immer hat die mittlerweile 86-Jährige reichlich Kraft. Jeden Morgen steht sie gegen sieben Uhr auf und geht Schwimmen. Dabei könne man „wunderbar und präzise“ nachdenken.
Zum Beispiel über ihr Heimatland. Immer wieder hat die international renommierte Philosophin öffentlich die nationalkonservative ungarische Regierung von Ministerpräsident Viktor Orbán kritisiert. „Orbán will alle ausschalten, die irgendeine kritische Stimme haben. Er ist kein Diktator, aber er hat die entsprechende Gesinnung. Wie alle Menschen mit diktatorischer Gesinnung glaubt er, dass alle, die ihn kritisieren, ein Hindernis sind, das man beseitigen muss.“
Orbáns schärfste Kritikerin
Die öffentliche Kritik an Orbán brachte ihr neue Popularität. Zugleich sieht sie sich seit Jahren erheblichen Angriffen durch die regierungsnahe rechtsnationale Presse ausgesetzt. Neben politischen Anfeindungen kommt es auch immer wieder zu antisemitischen Übergriffen.
Die SPD will mit dem „Internationalen Willy-Brandt-Preis“ Hellers „beispielgebenden Einsatz für Freiheit und Verständigung in Europa“ würdigen. „Als überzeugte Kämpferin gegen Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung stellt sie sich auch in aller Deutlichkeit gegen einen neuen Autoritarismus in ihrem eigenen Land“, so die Jury.
Verleihung des 4. Internationalen Willy-Brandt-Preises
Ágnes Heller wird der Preis am kommenden Montag verliehen. Den diesjährigen Sonderpreis für besonderen politischen Mut erhält die britische Journalistin Sarah Harrison. Sie hat mit ihrem Engagement für WikiLeaks und speziell durch ihre journalistische Begleitung von Edward Snowden großen politischen Mut bewiesen. Ihr Wirken steht exemplarisch für das Streben nach Transparenz und den Einsatz gegen ausufernde Überwachung.
Der Internationale Willy-Brandt-Preis wird von der SPD jährlich an herausragende Persönlichkeiten verliehen, die sich im Sinne des ehemaligen deutschen Bundeskanzlers, Friedensnobelpreisträgers und SPD-Vorsitzenden Willy Brandt in besonderer Weise für Verständigung und Frieden verdient gemacht haben.