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1889 | Internationale

14. Juli 1889
... werden sich die Menschen einig sein

In Paris, dort wo exakt 100 Jahre zuvor mit der Französischen Revolution das Zeitalter der Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit beginnen sollte, treffen sich am 14. Juli 1889 Delegierte europäischer Arbeiterparteien. Sie gründen eine Organisation wider den Krieg und die Ausbeutung: die II. Internationale.

Meistens fallen die Völker im Namen von Religionen übereinander her. Im Gefolge der Aufklärung schwindet im 19. Jahrhundert die Kraft der Kirchen dahin. Als Kriegsgrund hält nun eine Ersatzreligion her: der Nationalismus. Die entstehende Arbeiterbewegung will diesen Irrsinn nicht mitmachen.

Von Beginn an macht sie keinen Unterschied zwischen Franzosen, Deutschen, Polen etcetera. Wie auch, wenn alle Menschen gleiche Recht haben und die Losung von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit ernst zu nehmen ist?

Schon 1864, nur ein Jahr nach der Gründung des ADAV, der ersten deutschen Arbeiterpartei, entsteht auf Anregung von Karl Marx eine Internationale Arbeiterassoziation (die I. Internationale). Es zeigt sich allerdings, dass die Beteiligten sehr unterschiedliche Auffassungen von der Gestalt einer anderen, besseren Welt haben - und auch vom Weg dorthin. Die Akteure sind bald heillos zerstritten. 1876 löst die IAA sich wieder auf.

Erfolg trotz Verbot und Verfolgung

Der neue Anlauf ist besser vorbereitet. Das ist den deutschen Sozialdemokraten - und Friedrich Engels, der von London aus Fäden zieht - zu verdanken. Zwar ist ihre Partei in Deutschland verboten, aber Bismarcks Sozialistengesetze haben die Sozialdemokraten gelehrt, sich an Verboten vorbei zu organisieren, und sei es in Arbeiterturnvereinen oder -gesangsgruppen. Ihre Mitgliedschaft wächst und wächst. Wilhelm Liebknecht leitet die deutsche Delegation. Mit 85 Köpfen ist sie die größte - und am besten organisierte. Die deutsche Sozialdemokratie wird zum Vorbild ähnlicher Parteien und Bewegungen in vielen Staaten Europas und später der ganzen Welt.

In den USA ist drei Jahre zuvor eine Demonstration streikender Arbeiter in Chicago brutal niedergeknüppelt worden, ihre führenden Köpfe wurden hingerichtet. Um daran mahnend zu erinnern ruft die II. Internationale von Paris aus den 1. Mai zum "Internationalen Kampftag der Arbeiterbewegung" aus.

Die Vision einer Welt ohne Grenzen und Kriege

Den Delegierten der II. Internationale steht eine Welt ohne Grenzen vor Augen - oder zunächst jedenfalls ein einiges Europa, wie es schon beim Hambacher Fest 1832 beschworen worden ist. Ein Europa ohne Kriege.

Doch zunächst erweist sich der Nationalismus als stärker. Im Ersten Weltkrieg werden Sozialdemokraten und Sozialisten überall von nationalen Aufwallungen überrollt. Die II. Internationale zerfällt. Eine Epoche des Völkermords im Interesse vermeintlicher "ethnischer Reinheit" von Nationen beginnt - und hinterlässt Europa 1945 in Trümmern und einem Meer von Blut.

1951 kommen erneut Delegierte sozialdemokratischer und sozialistischer Parteien zusammen, diesmal in Frankfurt am Main. Sie gründen die Sozialistische Internationale (SI).

Über Demokratie und Sozialstaat zum Frieden

In den 1970er Jahren unterstützt die SI erfolgreich die Demokratiebewegungen in Südeuropa, vor allem in Spanien, Portugal und Griechenland. Sie wird zum Hoffnungsträger für Freiheitsbewegungen in aller Welt. Der Österreicher Bruno Kreisky, der Schwede Olof Palme und vor allem Willy Brandt sind die weithin bewunderten Gesichter der Internationale.

Über Willy Brandts Tod hinaus wächst die SI weiter -, aber ihr Einfluss schwindet. Unter ihren mehr als 160 Mitgliedsparteien sind inzwischen auch solche, die zu Monopolparteien in ihren Heimatländern geworden sind.