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1932 | Otto Braun

Foto: Otto Braun um 1930

Der rote Zar von Preußen

Der Sozialdemokrat Otto Braun ist zwölf Jahre preußischer Ministerpräsident. Von 1921 bis 1932 reformiert er – mit kurzer Unterbrechung – das Staats- und Schulwesen. Bis zum "Preußenschlag" kämpft dafür, dass Preußen immer ein Bollwerk der Demokratie während bleibt.

Am 17. November 1931 – die Reichsregierung Brüning ist dazu übergegangen, mit Notverordnungen gegen den Reichstag zu regieren – schreibt der sozialdemokratische Ministerpräsident Preußens, Otto Braun:

"Ich wollte und will den demokratischen Grundgedanken der Verfassung nicht dadurch in sein Gegenteil verkehren, dass auf diesem Wege unter Umständen der Willkür Tür und Tor geöffnet wird."

Wenig später, am 20. Juli 1932, setzt der neue Reichskanzler Franz von Papen per Notverordnung und mit Beifall der Reichswehr die preußische Regierung ab – angeblich weil sie unfähig war, mit dem politischen Terror fertig zu werden.

Ein Bollwerk der Demokratie

Otto Braun ist seit 1920 im Amt und hat dafür gesorgt, dass Preußen immer ein Bollwerk der Demokratie während der wechselvollen Weimarer Jahre bleibt. Nun wird Papen zum Reichskommissar in Preußen ernannt und hat damit über Nacht die gesamte Polizeitruppe des bei weitem größten Bundesstaats in seiner Hand. Es ist wie ein nachträglich erfolgreicher Kapp-Putsch, der diesmal ganz unblutig, aber erfolgreich verlaufen kann, weil angesichts der Wirtschaftskrise und des Millionenheeres von Arbeitslosen niemand wie 1920 an einen Generalstreik denken kann.

Obwohl das Vorgehen der Reichsregierung nicht verfassungskonform ist bleibt die Klage der Regierung Braun und einiger süddeutscher Länder, die den Föderalismus gefährdet sehen, vor dem Staatsgerichtshof in Leipzig erfolglos. Das Gericht erklärt im Oktober 1932 Papens "Preußenschlag" für zulässig. Dieser unblutige Putsch besiegelte das Ende der Weimarer Demokratie, noch bevor Hitler an die Macht kommt.

Otto Braun wurde 1872 in Königsberg geboren und starb 1955 in Locarno. Braun engagiert sich schon früh in der SPD, ursprünglich auf dem linken Flügel.

Als preußischer Ministerpräsident betrieb er energisch eine Umgestaltung der öffentlichen Verwaltung und der Polizei unter demokratischen Gesichtspunkten. Auch in der Schulpolitik und mit Ansätzen einer Bodenreform setzte er demokratische Akzente. Nach dem Reichstagsbrand 1933 flieht er nach Österreich und lebt später, unterbrochen durch einen Aufenthalt in Paris, im schweizerischen Ascona im Exil.